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Aus der Geschichte von Kollnau

Kolbenowe – die Au des Kolbo

Eine Kirche im Wald stand bereits im 8. Jahrhundert auf dem Hochufer der Elz. Dorthin setzte dann der Alemannenherzog im 10. Jahrhundert sein Hauskloster, doch es dauerte noch lange, ehe man sich getraute, auch die Talsohle der Besiedlung zuzuführen Denn dort fürchtete man die wilde Elz, einen unbändigen Gebirgsfluss, der vor allem bei Schneeschmelze und heftigen Gewittergüssen alles Land unter Wasser setzte. Als die Bevölkerung zahlreicher wurde und das Klosterdorf mit seinen zerstreuten Weilern auf den Höhen keinen Platz mehr hatte, begann man mit der Urbarmachung der Talsohle. Dem Elzlauf richtete man ein festes Bett ein und bereitete das gewonnene Land in mühevoller Arbeit für den Ackerbau vor. Trotz vieler Mühen waren es nasse Böden – man sprach von den Auen.

In einem Zinsregister des St. Nikolaus-Spitals erscheint um 1290 erstmals die Au des Kolbo, Kolbenowe. Es werden nur wenige Güter genannt. Diese lagen entweder auf dem Berg oder in der Au.

Frühe Bindungen zu Waldkirch

Kollnau war ein reines Bauerndorf, seine Bewohner lebten friedlich vor den Mauern der nahen Stadt. Im Mittelalter war es der Herrschaft der Kastelburg untertan, außerdem bestand die kirchliche Bindung zu Waldkirch. Als im Mai 1525 im Breisgau nur noch drei Städte (Freiburg, Breisach und Waldkirch) den aufrührerischen Bauern verschlossen waren, setzte sich ein Bauernhaufe unter Denzlinger Führung in Marsch gegen Waldkirch. Burg und Stadt hatten ihre Tore fest verschlossen. Der Haufe sammelte sich in Kollnau, um mit den Waldkirchern wegen der Übergabe von Stadt und Kastelburg ein Abkommen zu treffen. Zu dieser Zeit hatten Kollnau und Kohlenbach 27 gewöhnliche und zwei Witwenhäuser.

Wenige Jahrzehnte später während der Elztäler Bauernunruhen wurden einige Kollnauer wegen nichtiger Vergehen zu Geldstrafen verurteilt oder in der Kastelburg eingesperrt. Denn inzwischen hatte das freie Leben der Bauern, wie es ihnen unter der Herrschaft der Burgherren auf Kastelburg und Schwarzenberg gegönnt war, aufgehört. Durch den Einzug von Beamten sollte man sich an Gesetze und Ordnung halten, und das fiel den Kollnauern schwer. Beispiele für Vergehen: Der Hund eines Bauern trieb einen jungen Hirsch, ein anderes Mal hatte ein Bauer in seinem eigenen Wald ohne Erlaubnis Holz geschlagen und verkauft. Mit Strafen belegt wurden auch Vogelfang und Raufereien.
Außerdem hatten die Kollnauer große Verpflichtungen gegenüber den Burgherren und der Stadt. Sie mussten alle Arbeiten auf der unteren Herrschaftsmatte, dem Unteren Amtsfeld, ausführen wie säen, mähen usw. Weitere Frondienste wurden aufgebürdet, je nachdem, was gerade anfiel z.B. der Bachabschlag Die Abgabe von Salzsteuer, Getränkesteuer, Wirtshaussteuer lastete schwer, ebenso die Abgabe von großen Holzmengen. Taglöhnern mit Hausbesitz wurde jährlich ein Fasnachtshuhn und ein Guller abverlangt.

Leprosenhaus und Hexerei

Für die Leprakranken war in Waldkirch schon früh ein Siechenhaus erbaut worden, in Kollnau erst, nachdem die gefürchtete Krankheit schon fast abgeklungen war. Erzherzog Ferdinand hatte 1595 den Bau veranlasst. Ganz in seiner Nähe stand die Rochuskapelle, die knapp 200 Jahre später zusammen mit dem Leprahaus während eines Hochwassers fortgeschwemmt wurde.

Als man im Jahr 1603 in Waldkirch fünf Frauen wegen Hexerei hinrichtete, war auch eine aus Kollnau darunter, eine Wirtin.

Erst Hammerwerk, dann Baumwollspinnerei und - weberei

Die Herrschaft unterhielt im Simonswäldertal ein Eisenschmelzwerk. Das Roheisen wurde zur Verhüttung in den Wald gebracht. Der Holzreichtum der großen Wälder schwand bald dahin. Man musste auf Wirtschaftlichkeit achten und für Neuwuchs sorgen. Streitereien kamen auf, die an den Rand einer Revolte führten.
Im 30-jährigen Krieg hörten die Auseinandersetzungen auf, aber auch das Eisenwerk war wie Vieles völlig zerstört. Für den Wiederaufbau nach dem Krieg wählte die Regierung einen ihr günstiger erscheinenden Platz in Kollnau. Das Hammerwerk kam 1683 in Betrieb. Niemand ahnte damals, wie bedeutsam diese Werksgründung für die Entwicklung der Gemeinde Kollnau einmal werden sollte. Als es schließlich 1869 dem Bau einer Baumwollspinnerei und – weberei weichen musste, trat in der wirtschaftlichen Struktur der Gemeinde ein tiefgreifender und entscheidender Wandel ein. Schon durch das Hammerwerk war der Ort aus dem Ruf eines reinen Bauerndorfs heraus getreten. Der sich nun zu großer Blüte entwickelnde Textilbetrieb führte zu einer radikalen Änderung der örtlichen Gesellschaftsstruktur. Es kam starker Zuzug von auswärts, eine Industriebevölkerung entwickelte sich.
Ein wichtiger Arbeitgeber war auch die Firma Gütermann, die sich halb auf Kollnauer und halb auf Gutacher Gemarkung 1864 ansiedelte.
Die Kollnauer Spinn- und Weberei musste jedoch in den achtziger Jahren seine Tore schließen, viele vor allem auch türkische Mitarbeiter wurden arbeitslos. Die alten Gebäude blieben aber erhalten und erfahren heute eine Wiedergeburt, indem neue, aufstrebende Firmen die historischen Räume nutzen.

Kollnauer Wirtshäuser

Mit seinem Wachstum wurde Kollnau in zunehmendem Maß Vorort von Waldkirch. Dabei spielten die Gaststätten eine große Rolle. „Adler“, „Ochsen“ und „Sonne“ waren im 17. und 18. Jahrhundert schon eingesessene Wirtshäuser. Außerdem betrieb das Hammerwerk eine eigene Werkswirtschaft, sehr zum Verdruss der konkurrierenden Betriebe.
Die Kollnauer Gaststätten waren für manche Waldkircher nicht allein beliebte Ausflugsziele sondern auch von denen gerne aufgesucht, die gelegentlich mal unbeobachtet über die Stränge schlagen wollten. Für eine unbescholtene Jungfrau beispielsweise galt es als schlechtes Zeugnis, wenn ihr nachgesagt werden konnte, sie habe in Kollnau getanzt. Und dennoch haben gerade diese Beziehungen nie zu einer Trübung des guten nachbarschaftlichen Verhältnisses geführt. Die Kollnauer Gaststätten waren nämlich nicht nur Orte der Lustbarkeit sondern oft auch der Zuflucht wie zum Beispiel 1796, als die nicht ausgebildeten Soldaten der Landstürmer sich vor den Franzosen schützen wollten und ihre Gewehre im Keller des Adlerwirtshauses versteckten. Dies blieb den Franzosen allerdings nicht verborgen und büßen musste der Adlerwirt. Ihm hingen die Franzosen ein Seil um den Hals und tauchten ihn von der Brücke herab so lange in die Elz, bis er ertrank.

Gemarkungsregulierungen

Gemarkungsregulierungen zwischen Waldkirch und Kollnau gab es unter anderem 1797 vor allem wegen der Frage der Gerichtsbarkeit. Während 1797 das Gebiet um die Arche den Kollnauern zugesprochen wurde (einschließlich der Kastelburg bis zur Buchholzer Grenze!!), versuchten diese das unnütze Anhängsel abzustoßen, was ihnen 1841 gelang.
Kohlenbach, das bis 1900 selbständig war, wurde nach Kollnau eingemeindet.
Als man im Jahr 1901 die Elztalbahn baute, kam der Bahnhof auf Waldkircher Gemarkung zu stehen und wurde erst 1922 auf Grund einer Vereinbarung Kollnau angegliedert.

Durch die Gemeindereform am 1. Januar 1975 wird es wohl in Zukunft keine Grenzberichtigungen mehr geben, denn Kollnau ist nun der größte Ortsteil der inzwischen Großen Kreisstadt Waldkirch. Das ehemalige Industriedorf hat sich in den letzten Jahrzehnten zum beliebten Wohnort mit ordentlicher Gewerbeansiedlung entwickelt. Die klassische Land- und Forstwirtschaft spielt dabei auch heute noch eine Rolle, das Kohlenbachtal ist als Landschaftsschutzgebiet Ausgangspunkt zahlreicher Wanderstrecken und für die Naherholung und den Fremdenverkehr von Bedeutung.

Der Heimatforscher Hermann Rambach schrieb 1975: „ Die Schranken zwischen den Gemeinden, die in Wirklichkeit nur auf dem Papier und in der Vorstellungswelt von Wenigen existierten, sind gefallen. Geblieben ist all das, was seit Jahrhunderten die Menschen als Nachbarn und Glieder einer gemeinsamen Heimat im Elztal verbunden hat und, so Gott will, sie auch in Zukunft in Frieden und Eintracht darin erhalten möge.“